Der Wortgottesdienst

Die Eucharistiefeier besteht im Wesentlichen aus den zwei großen Teilen Wortgottesdienst und Mahlfeier, die durch Eröffnung und Abschluss gefasst werden. (Oft wird die Mahlfeier einfach Eucharistiefeier genannt. Der unterschiedliche Gebrauch der Begrifflichkeiten kann verwirren, weil Eucharistiefeier sowohl den Teil als auch das Ganze bezeichnen kann.)
Bereits im 2. Jahrhundert wurden der eucharistischen Feier biblische Lesungen vorangestellt. Dabei hat sich die christliche Gemeinde am Gebets- und Lesegottesdienst der Synagogen orientiert. Gemeinsam mit den Juden glauben Christen, dass Gott in seinem Wort gegenwärtig ist. In der Allgemeinen Einführung zum Messbuch (AEM 33) heißt es dazu: „In den Lesungen, die in der Homilie ausgedeutet werden, spricht Gott zu seinem Volk, offenbart er das Erlösungs- und Heilsmysterium und nährt das Leben im Geist.“
Die Gesänge zwischen den Lesungen dienen nicht etwa der ästhetischen Rahmung. Sie sollen helfen, sich die Lesungen zu eigen zu machen. Deshalb wird nach der Lesung in der Regel ein Antwortgesang und zur Begrüßung des Evangeliums das Halleluja gesungen. Um dem besonderen Charakter der Passionszeit gerecht zu werden, wird das Halleluja in dieser Zeit durch einen anderen Ruf zum Evangelium ersetzt.
Mit dem Glaubensbekenntnis stimmt die Gemeinde dem Wort Gottes, wie sie es in den Lesungen und in der Homilie gehört hat, zu. Sie stellt sich damit ausdrücklich in die Gemeinschaft der mit der Kirche Glaubenden durch alle Zeiten.
Durch das Wort Gottes gestärkt, bittet die Gemeinde für die Anliegen der ganzen Kirche und für das Heil der ganzen Welt. Auch dabei greift die christliche Liturgie auf eine jüdische Gebetsform zurück, das sogenannte Bittgebet.
Daraus ergibt sich als Grundform für den Wortgottesdienst: Erste Lesung / Antwortgesang / Zweite Lesung / Halleluja / Evangelium / Predigt / Glaubensbekenntnis / Fürbitten.

Lesungen

An Sonn- und Festtagen sind drei Lesungen vorgesehen. Die erste aus dem Alten Testament, die zweite aus einem Apostelbrief, der Apostelgeschichte oder der Offenbarung des Johannes, die dritte aus einem Evangelium.
Um mit der Gemeinde die wesentlichen Inhalte der Heiligen Schrift gemeinsam zu lesen, wurde eine dreijährige Perikopenordnung (Perikope = Abschnitt der Heiligen Schrift) eingeführt. So werden große Teile der Heiligen Schrift im Rhythmus von drei Jahren gelesen.
Weil es im Evangelium um das Leben Jesu geht, stellt es die Liturgie besonders heraus. Deshalb muss der Vortragende in der Eucharistiefeier ein Priester oder Diakon sein, der ein besonderes Vorbereitungsgebet spricht bzw. sich als Diakon einen besonderen Segen zusprechen lässt. Evangelienprozession, Leuchter und Weihrauch sind weitere Elemente, um die Bedeutung des Evangeliums zu unterstreichen.

Gesänge

Den Antwortgesang bildet ein Psalm, der in der Regel inhaltlich auf die Erste Lesung abgestimmt ist. Das Halleluja (= Preiset den Herrn) bereitet das Evangelium vor. Es ist ein Zuruf an Christus, der im Evangelium zu uns spricht. Deshalb steht die Gemeinde dazu auf.

Credo

In der Regel beten die Gemeinden zum Glaubensbekenntnis das Apostolische Glaubensbekenntnis (GL 3,4). Zu Hochfesten wird auch das Nizänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis (GL 586,2) gesprochen. Es war ursprünglich das Taufbekenntnis in der Kirche des Ostens und hat erst um die Jahrtausendwende Eingang in die römische Messfeier gefunden. Weil das Glaubensbekenntnis Christen auf der ganzen Welt und durch die Zeit miteinander verbindet, soll es nur ausnahmsweise durch ein Glaubenslied ersetzt werden.

Fürbitten

Das jüdische Bittgebet kennt ursprünglich 18 feste Bitten. Für die Fürbitten in der Eucharistiefeier gibt es keine feste Zahl. Vorgegeben sind vier Themenfelder, um die in der Regel in dieser Reihenfolge gebetet werden soll: a) für die Anliegen der Kirche, b) für die Regierenden und für das Heil der ganzen Welt, c) für alle von verschiedener Not Bedrückten, d) für die Gemeinde vor Ort.

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